Allgemeines

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Seit Oktober 1996 ist in Deutschland das neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz in Kraft getreten. Darin werden zwei wesentliche Ansatzpunkte genannt, das Problem stetig wachsender Müllberge sowie das Problem schwindenden Rohstoffe aktiv anzupacken. Oberstes Ziel muss danach die Abfallvermeidung sein. Grundsätzlich sind vier verschiedene Kreisläufe zu erkennen.

  1. Im Primärkreislauf werden Produktionsabfälle (Wertstoffe) wieder in einsetzbare Werkstoffe (Rohstoffe) überführt, was im Allgemeinen als innerbetriebliches Recycling bezeichnet wird. Hierbei werden insbesondere bei den Thermoplasten 100 % der Produktionsabfälle wiederverwertet.
  2. Im Sekundärkreislauf wird ein Produkt, das nach seinem Erstgebrauch zunächst potenziellen „Abfall“ darstellt, durch Wiederverwendung als neues oder anderes Produkt genutzt. Ein Beispiel hierfür sind ausgediente abgefahrene Autoreifen, die als Fender in Häfen eine sinnvolle Weiterverwendung finden. Bei Kunststoffrohren gibt es derzeit keine sinnvollen Wiederverwendungsmöglichkeiten.
  3. Der Tertiärkreislauf umschließt die Stationen Produktion und Produktgebrauch sowie die anschließende Abfall- bzw. Wertstoffaufbereitung und deren Wiederverwertung als Sekundärrohstoff (Recyclat). Dieser Weg wird auch als werkstoffliches Recycling (Verwertung) bezeichnet. Der Werkstoff bleibt in seinen wesentlichen Qualitätseigenschaften erhalten. Er wird lediglich aufbereitet und wieder zur Herstellung von neuen Rohren oder Recyclingprodukten Ressourcen schonend eingesetzt.
  4. Im vierten Recyclingkreislauf erfolgt eine Aufbereitung der Kunststoffabfälle (Wertstoffe) zurück zum Rohstoff (Erdöl), der einer Wiederverwendung als Sekundärrohstoff zugeführt wird. Dieser Weg wird auch als rohstoffliches Recycling bezeichnet.
Prinzipiell gilt aus Gründen der Ressourcenschonung und Umweltfreundlichkeit bei der Verwendung von Abfällen das Kaskadenprinzip, d. h. oberstes Ziel ist prinzipiell die Abfallvermeidung, danach folgt die Wiederverwendung, dann das Recycling und zuletzt die energetische Verwertung, siehe Bild 2.
 

Abfallvermeidung

Kunststoffe tragen während der Nutzungszeit zur Energieeinsparung und zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Würden alle Kunststoffe in allen Anwendungen gegen alternative Materialien ausgetauscht, würde dies aus der Lebenszyklusperspektive betrachtet, jährlich 2 ,4 Millionen Tonnen zusätzlich an Rohöl verbrauchen. Die entsprechenden Treibhausgasemissionen stellen 30 % des EU25 Kyoto-Ziels für 2000-2012 dar. Kunststoffe tragen zur Abfallvermeidung bei, da sie immer mehr ressourceneffektive Lösungen bieten, einschließlich niedrigerem Energieverbrauch während der Produktion, wenig Materialbedarf, um eine definierte Aufgabe zu lösen, und weniger Abfall bei verpackter Ware, bei Lebensmitteln ebenso wie bei Wasser oder Computern. Beispiele hierfür sind immer leichtere Flaschen für Wasser, Rohrleitungen sowie dünnere Verpackungsfolien.

Wiederverwendung

Kunststoffe werden in vielen Bereichen wiederverwendet. Kunststoffflaschen für nichtalkoholische Getränke werden in einigen Mitgliedsstaaten in Pfandsystemen wiederverwendet, viele von uns benutzen die Plastiktüte mehrfach, und Kunststoffkisten, wie sie etwa in Supermärkten eingesetzt werten, bieten eine saubere, robuste und preiswerte Möglichkeit, um Gemüse, Brot oder Fisch vom Erzeuger zum Kunden zu transportieren.
 

Recycling

Das Kunststoffrecycling nimmt aufgrund steigender Kunststoffabfallmengen von Jahr zu Jahr zu. Zusätzlich zu den allgemein bekannten Verwendungen wie Flaschen und industrielle Verpackungsfolien kommen neue wichtige Entwicklungen hinzu, wie z. B. das Rohr-Recycling oder das Recycling von Fensterrahmen, Bedachungen und Fußbodenbeläge im Rahmen der Recovinyl-Initiative des Vinyl 2010-Programms der PVC-Industrie (www.aktion-pvc-recycling.de). Eine weitere Möglichkeit, die in mehreren Mitgliedsstaaten erforscht wird, sind die “gemischten Kunststoffverpackungen”. Diese wichtige Entwicklung muss weitergehen, und es muss sowohl das volle Potenzial der bereits bestehenden Recyclingwege realisiert, als auch das Denken für neue öko-effiziente Wege zum Recycling geöffnet werden.
 
Kunststoffrohr-Industrie will den Einsatz von Rezyklaten verdoppeln

Aktuell beläuft sich die Menge der seitens der Kunststoffrohrhersteller in Deutschland wiederverwerteten Altware auf jährlich rund 40.000 Tonnen. Dies sind etwa 5,5 Prozent der Gesamtproduktion von Kunststoffrohrsystemen in Höhe von 727.000 Tonnen. Steigerungsmöglichkeiten sind definitiv vorhanden; allerdings muss ein Drittel der Produktionsmenge – namentlich hochwertige, gesundheits- und sicherheitsrelevante Produkte im Bereich Trinkwasser und Gas – vorher herausgerechnet werden, weil hier keine Rezyklate eingesetzt werden dürfen. Danach verbleibt aber immer noch eine jährliche Produktionsmenge von 480.000 Tonnen, in die grundsätzlich Sekundärrohstoffe einfließen könnten. Realistisch ist, angesichts der begrenzten Einsatzfähigkeit der Sekundärrohstoffe, ein Anteil von rund 82.000 Tonnen. Mit anderen Worten: Wir trauen uns zu, den Recyclinganteil an unserer Gesamtproduktion in Deutschland zu verdoppeln!

Bessere Rahmenbedingungen für (noch) mehr Recycling
Für eine Erhöhung der Recyclingmengen müssen die technischen, politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen gegeben sein. So dürfen die Wiederverwertungsmöglichkeiten von Kunststofferzeugnissen nicht durch die Europäische Chemikalienpolitik (Stichwort REACH) konterkariert werden. Vielmehr setzt die Hebung des oben bezifferten Steigerungspotentials eine normative Öffnung für Kunststoffrezyklate voraus. Pauschale Einsatzverbote für Chemikalien oder Kennzeichnungspflichten, die der Wiederverkäuflichkeit von rezyklatbasierten Produkten entgegenstehen, helfen hier nicht weiter.

Daneben gibt es weitere, den Einsatz von Rezyklaten begrenzende Faktoren: · Unzureichende und schwankende Qualität sowie diskontinuierliche Verfügbarkeit der Rezyklate für die erforderlichen Anwendungen

  • Preisunterschied zwischen Rezyklat und Neuware (aufwändige und daher kostspielige Recyclingprozesse)
  • Unzureichende mechanische Eigenschaften, insbesondere Festigkeit
  • Anforderungen der Kunden an die Farbgebung der Produkte
  • Negative Geruchbehaftung neuer Produkte aus Rezyklaten
  • Produktionsnachteile (höherer Maschinenverschleiß und geringere Produktionsgeschwindigkeit)
  • Kontinuierlich steigende Qualitätsanforderungen von Kunden und Regulatoren

Trotz limitierender Faktoren ist die Kunststoffrohr-Industrie entschlossen, den Recyclinganteil weiter zu steigern.

Bild 1: Kunststoffrohrsysteme-Recyclinganteil an der Gesamtproduktion 2018 (Deutschland)

Energetische Verwertung

Es werden einige Ströme übrig bleiben, die nicht zur öko-effizienten werkstofflichen Verwertung geeignet sind. Hier bieten Kunststoffe eine zusätzliche Möglichkeit, die energetische Verwertung. Solange wir fossile Brennstoffe zur Energiegewinnung (siehe Heizwert verschiedener Materialien) nutzen, bieten Kunststoffe einen zusätzlichen Nutzen:

Kohlenwasserstoffmoleküle übernehmen auf ihrem Weg von der Ölquelle zur Energiequelle viele wichtige Anwendungen.

Bild 2: Recyclingkreislauf
Quelle: PlasticsEurope Deutschland e.V., Frankfurt/M.